Ich sehe folgende Probleme:
1. Weite Teile von Öffentlichkeit und Politik haben Dringlichkeit und Größenordnung der nötigen Entscheidungen noch nicht erkannt. Wenn wir Klimaschutz wollen, müssen wir schnell handeln und in 20-30 Jahren den CO2-Ausstoß vollständig beenden. Das bedeutet die Nutzung von Kohle, Öl, Benzin und Erdgas zu beenden und die Zement-, Stahl- und Fleischproduktion massiv zu verändern. Die Diskussionen über den Kohleausstieg greifen viel zu kurz.
2. Wir leben, als seien Entscheidungen optional. Als könne man – sollten sich irgendwelche Nachteile bei z. B. Windkraft ergeben – es einfach lassen. Wir müssen uns klarmachen, dass auch dies eine folgenschwere Entscheidung ist, bei der wir allerdings die Lasten weitgehend auf unsere eigenen Kinder verschieben.
Sind wir uns über die Optionen im Klaren? Ich versuche einmal sie ganz kurz aufzulisten (ich freue mich über Ergänzungen und Kommentare):
Option 1. Wir treiben die Energiewende weiterhin in völlig unzureichendem Tempo (Fertigstellung in 200-500 Jahren) voran und nutzen fossile Energieträger bis (fast) zur Erschöpfung. Die Folgen sind z. B. Erderwärmung von 4-8 °C, drastische Häufung von Stürmen, Meeresspiegelanstieg > 70 m (in hunderten Jahren, aber für kommende Generationen nicht absehbar aufhaltsam), Migration vieler 100 Millionen umweltflüchtender Menschen nach Europa. Ich halte dies für Hier gibt es verschiedene Varianten, mit denen, um dieses Verhalten plausibel zu machen, wie:
1.a) wir haben keine andere Wahl
1.b) wir sind zuversichtlich, dass es noch unbekannte technologische Durchbrüche geben wird, durch welche sich die Probleme erledigen
1.c) wir sind zuversichtlich, die Probleme durch Geoengineering in den Griff zu bekommen.
Mich überzeugen diese Optionen nicht und ich bitte jeden sich zu prüfen, ob sie oder er dies den Kindern, Nichten, Neffen, Enkeln einmal sagen möchte, sollte es nicht klappen.
Option 2. Wir starten eine echte Energiewende in klimawirksamen Zeiträumen (d. h. Beendigung bis 2050). Diese Energiewende besteht aus verschiedenen Elementen (siehe unten). Eines ist allen Lösungen aber gemein: keine ist billig, schmerzlos und ohne eine massive gesellschaftliche Anstrengung machbar. Elemente können sein:
2.a) Wir setzen wieder auf Kernenergie. In Bezug auf den Klimaschutz macht dies Sinn, in Bezug auf das reine Gesundheitsrisiko von Kernkraftwerken vermutlich auch (bisher haben Kohlekraftwerke wesentlich mehr Gesundheitsschäden verursacht als Kernkraftwerke inkl. aller bisherigen Unfälle). Dennoch halte ich diesen Ansatz aufgrund der viele hundert kommende Generationen belastenden Abfallproblematik persönlich für keine wünschenswerte Option.
2.b) Wir reduzieren unseren Energieverbrauch energisch. Dies hat massive Auswirkungen auf die Art wie wir leben. Wir müssen unser gesellschaftliches Leben in sehr vielen Dimensionen ändern (= Verkehrswende, Ernährungswende, Wohnungs- und Bauwende, Konsumwende, Kreislaufwirtschaftswende, etc.).
2.c) Wir bauen erneuerbare Energiequellen, Speicher, und Verteilungssysteme massiv aus. Das bedeutet: Photovoltaik auf jedes geeignete Dach, die gleiche Fläche noch einmal als Freiflächenanlagen, ein Vielfaches an Windkraftanlagen an Land (10-15×?), massiver Ausbau der Offshore-Windkraft Ausbau der Fernleitungen, Anschlussleitungen und Speicher, verpflichtende lokale Batterie- oder Wärmespeicher in jedem Haus, etc.
Ich bin überzeugt, dass eine Kombination von Option 2.b und 2.c eine machbare Lösung ist. Ich bin aber auch überzeugt, dass Versuche, diese Lösung als völlig konfliktfrei zu verkaufen, in die Irre führen.
Der Konflikt ist objektiv.