Im Jahr 2018 wurde gerade einmal 5.2 % der deutschen Primärenergieversorgung durch Wind, Solar und Umweltwärme/Geothermie (= stark ausbaufähigen erneuerbare Energiequellen) gedeckt.
Auch wenn wir zur Erreichung der Klimaneutralität mit großen Energieeinsparungen und erheblichen Importen klimaneutral erzeugter Energie aus dem Ausland rechnen: Die Ausbauziele für erneuerbare Energien müssen drastisch erhöht werden. Zum Beispiel in ähnlichem Umfang verteilt auf die Nutzung von Umweltwärme (Wärmepumpen), Windenergie und Solarenergie.
Hier ein paar Gedanken zu Solarenergie.
Am billigsten und am schnellsten zu installieren sind Freiflächenanlagen. Wenn wir aber Naturschutz, geringe Konkurrenz mit Nahrungserzeugung und Schutz des Landschaftbildes berücksichtigen, kommen wir um eine gute Ausnutzung von Flächen in Siedlungen nicht herum. Alle geeigneten Dächer, Parkplätze sollten genutzt werden. Dann die Ränder der Straßen, und dann erst Freiflächen.
Wie aber bekommen wir die “Dächer voll”? Über eine Solarpflicht für Dächer wird im Moment primär im Rahmen von Neubauten nachgedacht. Das genügt aber bei weitem nicht.
Ist eine Solarpflicht auch für Altbauten denkbar? Sie müsste klug ausgestaltet sein. Es kann nicht darum gehen, Besitzer*innen zu zwingen, in Solar zu investieren. Aber es kann darum gehen, die gesellschaftlich notwendigen Flächen zur Nutzung zur Verfügung zu stellen. Ich stelle mir eine Lösung wie folgt vor:
Ist jemand im Eigentum einer geeigneten Dachfläche oder eines als Parkplatz genutzten Fläche, steht diese Fläche allen in der Gesellschaft potentiell für Solaranlagen zur Verfügung. Meldet jemand einen Nutzungswunsch an, hat der oder die Besitzer*in die Wahl innerhalb von 2 Jahren selbst eine Solaranlage (mindestens 95% der beantragten Fläche umfasst) zu bauen. Diese Verpflichtung wird ins Grundbuch eingetragen. Wird innerhalb der Frist nicht gebaut, gibt es eine unmittelbare Duldungspflicht für Solaranlagen Dritter. Diese müssen umgekehrt eine Haftpflichtversicherung abschließen, um durch die Anlage verursachte Ereignisse zu versichern.
Ich höre schon, wie von Enteignung geschrieben wird. Also genau genommen ja nicht Enteignung des Daches, sondern die Enteignung der Ästhetik des Daches.
Ich komm ausse Ruhrpott, ey. Da kannse ein kleen Häusche habn, aber has nix zu sage, wat die Ruhrkohle AG dir da unten rum so gemacht hat. So’n Stollen oder so. Ich kenn da Leute, die hab’n ne Stufe mitten innen Wohnzimmer. So nachträglich, weil die eine Seite von Haus abjesackt is. Klar, wurde alles wieder zujegipst und fein angemalt. Aber dennoch…
Wenn es um die Energiegewinnung durch Klimazerstörung geht, weht ein scharfer Wind. Alle haben das akzeptiert. Wenn es um die Beendigung der Klimazerstörung geht, werden wir als Gesellschaft ein paar Kröten schlucken müssen. Wenn wir kapieren, was wir gerade unseren Kindern antun und kapieren, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen (auch wenn es sich noch nicht so anfühlt, weil die Wand so gut gepolstert ist), können wir das machen.
Könn’n wa, mach’n wa!