COVID-19 und die Nachhaltigkeitskrise

Die Pandemie-Krise der COVID 19-Erkrankungen und die Klimakrise haben viele Parallelen. Zwar laufen sie auf verschiedenen Zeitschienen: Die eine in Monaten, die andere in Jahrzehnten.

Parallel ist aber, dass eine zentrale Eigenschaft der zeitliche Verzug zwischen dem eigenen Handeln und das Auswirkungen dieses Handelns ist. In beiden Fällen muss man handeln, noch bevor man die Folgen messen oder spüren kann. Und in beiden Fällen können die Folgen verzögerten Handelns katastrophal sein.

Auch COVID-19 hat quasi so etwas eine Art Kipp-Punkt: wenn man nicht rechtzeitig gehandelt hat, schlägt das System, durch die exponentielle Zunahme von Erkrankungen, relativ plötzlich von einem gut beherrschbaren Zustand in einen unbeherrschbaren Zustand um.

Meines Erachtens können wir viele wichtige Erfahrungen aus der COVID 19 Krise mitnehmen:

  • Dass wir als Gesamtgesellschaft in Deutschland bei COVID 19 zu vorausschauenden Handlungen fähig waren.
  • Dass wir schnell und auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse handeln können.
  • Dass immer genügend Geld da sein kann, wenn ein Staat handeln will.
  • Dass die Erzählungen „schneller geht es nun einmal nicht“, die uns bei Kritik an der unzulänglichen Geschwindigkeit bisheriger Handlungen immer entgegengehalten wurden, falsch sind.
  • Dass es Dinge, Institutionen und Kompetenzen gibt, die unverfügbar sind. In den reichen Ländern dieses Planeten sind wir seit 30 bis 70 Jahren zu so etwas wie verwöhnten Blagen geworden. Nahrungsmittelmangel oder gar Hungersnot? Etwas, dass man nicht kaufen kann? Arbeitskräftemangel? Nun aber gilt: Länder die nicht vorgesorgt haben, können medizinische Schutzausrüstung nicht erwerben. Wenn man das Gesundheitssystem über Jahrzehnte kaputtgespart hat, kann man es nicht über Nacht in wenigen Monaten wiederaufbauen. Die Bedeutung vorsorgenden Handelns wird plötzlich spürbar.

Auch wenn wir diese bezüglich der Klimakrise noch nicht gehandelt haben: Die Erfahrungen aus der COVID-19-Krise machen Mut.

Einige Dinge machen wir aber Sorge:

In der COVID-19-Krise werden viele Menschen, insbesondere die arme, schwache, kranke verlieren. Geld, Arbeitsplätze, Gesundheit. Wir geben uns Mühe sie zu schützen, aber zentralistische Maßnahmen können immer nur für einen Teil der Menschen funktionieren.

Werden diese Menschen anschließend traumatisiert sein? Werden sie die Erzählung: „Wir brauchen einen noch viel größeren wirtschaftlichen Umbruch“ als alptraumhaft ablehnen? Egal wie hoch die Kosten für die jungen Menschen sein werden?

Das wir anschließend selbstverständlich die Geschichte vom Geldmangel erneut hören, erwarten wir. Aber haben wir die Kraft, den Zugang zu Entscheider*innen, die Pläne dies zu ändern? Oder werden wir von den Beharrungskräften der Restauration der fossilen, klima- und biodiversitätszerstörenden, nicht-nachhaltigen Wirtschaft überrollt werden?

Die Pandemie wird noch lange dauern. In der Öffentlichkeit wird häufig angenommen, dass wir es überstanden hätten, aber alle Wissenschaftler*innen wissen: Wir stehen gerade am Anfang der Pandemie. Die gefährlichste Zeit, eine Fortsetzung der ersten oder eine zweite Welle kann noch kommen.

Dennoch müssen wir auch unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit jetzt aufrechterhalten, mit massiven staatlichen Subventionen und Investitionen. Diese müssen wir aber unbedingt nutzen um unsere Wirtschaft in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit umzubauen.

Das ist sogar unsere einzige Chance. Wenn wir jetzt nach zwei Jahren COVID-19 drei bis fünf Jahre dazu nutzen die alte Wirtschaft wiederaufzubauen, haben wir das Spiel um Nachhaltigkeit verloren.

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